Canehl: „Können wir es uns 2023 leisten, das Wäldchen sterben zu lassen?“

18.01.23 –

Der grüne Stadtrat Jürgen Canehl sieht im geplanten Bauprojekt an der Hans-Grade-Straße eine weitere Gefahr für den Magdeburger Baumbestand. Mit einem Bebauungsplanverfahren, das gestern erneut im Umweltausschuss beraten wurde, sollen rund 30 Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Laut Umweltbericht befinden sich innerhalb des Plangebietes aber insgesamt 491 Bäume, die nach der Magdeburger Baumschutzsatzung aus dem Jahr 2009 unter Schutz stehen.[1] Die Zahl umfasst nur die Bäume, die einen Stammumfang von 50 cm aufweisen. Tatsächlich sind es sehr viel mehr Bäume, die letztendlich verschwinden.

„Auch wenn wir schon 2017 die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen haben, sollte man angesichts der inzwischen offensichtlichen Klimakatastrophe noch einmal darüber nachdenken. Mit jedem Jahr verliert unsere Stadt mehr Bäume. Es kann nicht sein, dass wir in diesen Zeiten fast 500 Bäume für ein dünn besiedeltes Wohngebiet opfern,” betont Canehl.

Seit Oktober wissen wir, dass Magdeburg allein im Zeitraum von 2011 bis 2019 nach Angaben der Stadtverwaltung alleine 71.091 Bäume und damit fast 12 % seines Baumbestandes verloren hat. Auch in den Jahren 2020 und 2021 gab es keinen signifikanten Zuwachs an Bäumen.[2] Und das obwohl der Stadtrat 2020 beschlossen hatte, bis 2032 wenigstens 6.000 zusätzliche Bäume zu pflanzen.[3]

Die Bedenken zum Baumverlust wurden schon im Oktober 2018 bei der gut besuchten Bürgerversammlung vorgetragen.[4]. „Auch wenn diverse sogenannte ‚Ersatzpflanzungen‘, z.B. in Lemsdorf, angedacht sind, sollten wir alle gemeinsam das Ganze im Stadtrat noch einmal überdenken. Unsere Fraktion wird die Vorlagen dazu auf jeden Fall ablehnen. Wenn die Landeshauptstadt so weitermacht, verfehlt sie ihre Klimaverpflichtungen mit Ansage. Die Klimarelevanzprüfung kommt zu dem Schluss, dass die ‚alternative Nullvariante‘ dazu führen würde, dass die Bauwilligen sich für das Umland entscheiden würde. Es geht aber letztendlich um die Einhaltung des 1,5-Ziels in der ganzen Welt. Das kann kein Kriterium sein.

Ein eklatanter Verstoß gegen die bisherige Praxis ist es auch, dass bis heute die Untere
Naturschutzbehörde kein Einvernehmen erklärt hat,”
fordert Canehl.

„Vielleicht war es auch ein Fehler, dass jetzt die Bau- und Umweltverwaltung unter einem Dach vereint wurde. Das haben wir zwei Jahrzehnte immer wieder abgelehnt, um die Neutralität der Umwelt- und Klimabelange zu sichern.“

Sollte das Bauvorhaben entsprechend der vorgelegten Planung umgesetzt werden, wird der Baumbestand in der Landeshauptstadt auch 2023 erneut schrumpfen. Das letzte Wort hat der Stadtrat am Donnerstag.

 

Stadtrat Jürgen Canehl

JC/ 16.01.2023

 


[1]https://ratsinfo.magdeburg.de/getfile.asp?id=655677&type=do S. 18

[2]https://ratsinfo.magdeburg.de/getfile.asp?id=647508&type=do

[3]https://ratsinfo.magdeburg.de/vo0050.asp?__kvonr=233628

[4]https://ratsinfo.magdeburg.de/getfile.asp?id=655654&type=do

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Bauen | Klimaschutz | Naturschutz | Umwelt