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01.06.18 –
Der Stadtrat möge beschließen:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in der Innenstadt von Magdeburg in der Zeit von Mai bis Juli 2019 ein Freiraumlabor (mindestens 8 Wochen) zur Erprobung neuer Ansätze der Innenstadtbelebung einzurichten.
Das Freiraumlabor soll in den warmen Monaten einen lebendigen Mittelpunkt der Stadt erzeugen. Es soll dazu dienen, in einem partizipativen Ansatz mit den Bürger*innen eine attraktive Innenstadt nach dem menschlichen Maß zu erzielen.
Dafür sollen:
neue, temporäre Gestaltungsformen des öffentlichen Raumes (Stadtmöbel, Miniparks, Schattenspender, Grünwände, Sportgeräte, etc.) erarbeitet und getestet werden
veränderte Flächenaufteilungen (Außengastronomie, fliegende Händler, Spiel- und Sportareale, Radstrecken, Mini-Parks, Sitzgruppen) in einem partizipativen Prozess mit den Bürger*innen erarbeitet und getestet werden
kulturelle Veranstaltungen (Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Diskussionen, Mitmach-Werkstätten etc.) mit regionalen Kulturschaffenden durchgeführt werden
Möglichkeiten der Verbesserung der Wegebeziehungen zwischen den Einkaufs- und Freizeitarealen nördlich und südlich Ernst-Reuter Allee inkl. Verbesserung der Umsteigebeziehung Alter Markt – Allee Center getestet werden
Dafür ist das Freiraumlabor „Ein Herz für Magdeburg“ durch ein Steuerungsgremium aus Handel, Politik und Bürger*innen zu begleiten. Zur Umsetzung ist ein Projektbüro zu beauftragen, welches in Kooperation mit der Verwaltung und dem Steuerungsgremium Beteiligung, Organisation von Veranstaltungen, Gestaltung, Dokumentation, Evaluation und eine umfängliche Öffentlichkeitsarbeit durchführt.
Das Herz für Magdeburg soll die folgenden Bereiche umfassen:
eine temporäre Fußgängerzone zwischen Ernst-Reuter-Allee und Bärstraße entlang des Breiten Weges, der Umweltverbund kann die Strecke weiter nutzen
Goldschmiedebrücke und Ulrichsplatz (Breiter Weg bis Krügerbrücke)
die Ernst-Reuter-Allee (Otto-von-Guericke-Straße bis Jakobstraße) verkehrsberuhigt, die Erreichbarkeit der Parkhäuser aus den Stadtteilen und dem Umland soll erhalten bleiben
Um Überweisung in die Ausschüsse StBV und WTR wird gebeten.
Begründung:
Die Innenstadt von Magdeburg musste in den vergangenen Jahren erhebliche Rückgänge in der Kundenfrequenz verkraften. Die Ursache hierfür ist neben einer Vielzahl von Baustellen und dem zunehmenden Onlinehandel auch in deren ungenügenden und am Ideal der autogerechten Stadt orientierten Gestaltung zu suchen. Der Innenstadt von Magdeburg mangelt es im nationalen Vergleich (Studie Vitale Innenstädte 2016) an Freizeitangeboten, einer ansprechenden Gestaltung, der Ausstattung und Lebendigkeit.
Eine Belebung der Innenstadt kann somit nur erfolgen, in dem ihre Attraktivität und somit Zugkraft auf Menschen aus Magdeburg und darüber hinaus deutlich erhöht wird. „Größte Attraktion der Stadt: Die Menschen“ (Jan Gehl). Deswegen ist es erforderlich, in der Innenstadt von Magdeburg den Menschen Flächen, Räume und Möglichkeiten zurückzugeben.
Mit dem Freiraumlabor soll erprobt werden, ob und wie es gelingen kann, Menschen im Herzen von Magdeburg zum häufigeren Besuch und längeren Verweilen zu bringen. Die Einbindung von Bürger*innen der Stadt, die Möglichkeit der Mitgestaltung der Stadt und die kontinuierliche Erzeugung von neuem in der Innenstadt wird Menschen zum häufigeren Besuch motivieren und mit einer neuen urbanen Qualität zum Verweilen einladen. So wird die Stadt belebt, und wo Menschen sind, da kommen auch weitere Menschen hinzu.
Der Ansatz des Freiraumlabors eröffnet der LH Magdeburg die Chance, in einem bundesweit seltenen Verfahren an einer stadtbildprägenden Stelle die eigene Innovationskraft zu zeigen. Es ist eine Möglichkeit, eine neue urbane Stadtkultur entstehen zu lassen, die Impulse zur Kulturhauptstadt setzen. Projekte in Stadtfeld (Urbanes Straßenfest 2017) zeigen bereits heute, dass dafür in Magdeburg ein hoher Bedarf besteht. Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass dieses Verfahren breite Akzeptanz und starke Effekte erzielen kann. (Bsp. Sendlinger Straße, München, Test 1 Jahr 2016-2017, jedoch ohne umfängliche Straßengestaltung)
Die Ergebnisse des Freiraumlabors werden eine starke, innerstädtische Diskussion anregen und Identifikation mit dem Innenstadtbereich sein. Die Dokumentation der Erprobung von unterschiedlichen Gestaltungen und deren Konfiguration ist ein wertvoller Datensatz zur weiterführenden städtebaulichen Verbesserung der Innenstadt, wie der Einführung von shared spaces, neuen Sitzmöbeln und anderen Maßnahmen.
Aufgrund der derzeitigen Sperrung der Ernst-Reuter-Allee im Bereich des Hauptbahnhofes ist deren Verkehrsbelastung geringer als vor der Sperrung. Eine Verkehrsberuhigung der Ernst-Reuter-Allee im Bereich Breiter Weg noch während der derzeitigen Sperrung beeinträchtigt den MIV somit weniger als nach Freigabe des Tunnels. Eine Fußgängerzone im Breiten Weg steht nicht im Zusammenhang mit der Tunnelbaustelle, da parallel zum Breiten Weg noch die Otto-von-Guericke-Straße und das Schleinufer für den Autoverkehr in Nord-Süd-Richtung zur Verfügung stehen.
Die internationale Erfahrung zeigt, dass die Schaffung von Fußgängerzonen und verkehrsberuhigten Bereichen zu deutlichen Steigerungen von Kundenfrequenzen (20%-40%) und Umsätzen bei Einzelhändlern (10%-25%) geführt hat (Whitehead et al. 2006). Ein Herz für Magdeburg hat das Potential, die Rückgänge im Einzelhandel auszugleichen und sie im besten Fall sogar über zu kompensieren.
Olaf Meister Jürgen Canehl Tom Assmann
Fraktionsvorsitzender Sprecher für Verkehr Sprecher für Wirtschaft
Vorläufiges Ergebnis: | Überweisung in die Fachausschüsse |
Wiedervorlage: | 06.12.2018 |
Ergebnis: | 21.02.19 geändert beschlossen |
Kategorie
Angenommen! | Antrag | Innenstadt | Verkehr | Wirtschaft