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17.02.11 –
Wie dem Lokalanzeiger der "Volksstimme" vom 16.02. zu entnehmen war, will Zoochef Kai Perret drei bis vier Elefanten auf direktem Weg aus Südafrika für den Magdeburger Zoo beschaffen, um die Herde für Africambo II aufzustocken. Angeblich gibt es in Europa lange Wartelisten für Elefanten, weil der Elefantennachwuchs zurückgegangen ist.
"Das Ansinnen von Herrn Dr. Perret ist nicht nachvollziehbar und sollte nicht zur Umsetzung kommen. Wenn mehr Elefanten beschafft werden sollen, muss der Bedarf durch Nachzuchten gedeckt werden. Wilde Elefanten dafür einzufangen und einem stressreichen Transport auszusetzen, wäre unverantwortlich und entspricht nicht mehr der üblichen Praxis in Deutschland", so Sören Herbst, tierschutzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat Magdeburg.
Die Einfuhr von Elefanten aus Afrika setzt die Genehmigung durch das Bundesamt für Naturschutz voraus. Nach Aussage der Parlamentarischen Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser von 21.01.2011 wurde seit Anfang 2009 kein Antrag auf Einfuhr von Afrikanischen Elefanten beim Bundesamt für Naturschutz gestellt.
"Trotz langer Wartelisten in Europa für Elefanten gibt es keinen vernünftigen und nachvollziehbaren Grund, weshalb die Einfuhr von jungen Elefanten aus Ländern, wo diese wild leben, forciert werden sollte. Vorzugsweise sind Abstimmungen von europäischen Zoos untereinander und ggf. auch die Zuführung von Zirkustieren an Zoos vorzunehmen und damit zu verhindern, dass Tiere in schlechter und nicht artgerechter Haltung leben müssen.", so Sören Herbst.
"Und es gibt noch einen anderen entscheidenden Grund, warum bei der Beschaffung von Elefanten aus Südafrika Zurückhaltung geboten sein sollte", so Herbst.
"Für die Haltung von Säugetieren in zoologischen Einrichtungen und Zirkusbetrieben existieren in Deutschland keine tierartspezifischen rechtsverbindlichen Vorschriften. Um dennoch die allgemeinen rechtlichen Anforderungen des § 2 des Tierschutzgesetzes näher zu bestimmen, wurden im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zwei Sachverständigengutachten erarbeitet.
Eines davon, das "Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren (Säugetiergutachten)" wurde letztmalig 1996 überarbeitet und erfüllt den Anspruch an wissenschaftliche Aktualität und Belastbarkeit aktuell längst nicht mehr. Betroffen davon sind insbesondere die Größe und die Ausstattung der Gehege von Wildtieren. Daher ist vorgesehen, das Säugetier-Gutachten zu überarbeiten und die Voraussetzungen für die Haltung von Wildtieren in Zoos für die Tiere selbst zu verbessern."
Dazu Sören Herbst: "Das wird dazu führen, dass einige Zoos diese neuen Bedingungen nicht bieten können (oder wollen) und ihre Elefanten an Zoos abgeben müssen, die diese Voraussetzungen erfüllen. Davon könnte der Magdeburger Zoo profitieren. Daher sollte die Überarbeitung des Säugetiergutachtens und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Zoos in ganz Europa abgewartet werden, bevor schon jetzt Tatsachen geschaffen werden, die später nicht mehr rückgängig zu machen sind."
"Neben den genannten Problemen verbinden sich mit dem geplanten Vorhaben viele weitere Fragen, gerade hinsichtlich der Seriösität eines solchen Geschäftes. Der Umgang, also auch der geplante Kauf, von artengeschützten Wildtieren, ist kein Thema für offensichtlich nicht vorbereitete Gespräche am Rande von Delegationsreisen, an denen der Zoodirektor noch nicht einmal selbst teilnimmt."
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