PM 8: Opfer Rassistischer Übergriffe werden von Stadt allein gelassen

Am 15. Februar wurde der Student Abdoul T. (voller Name aus Sicherheitsgrünen unveröffentlicht) von einem rassistisch-motivierten Schläger in Sudenburg angegriffen und von ihm und dem mitgeführten Hund verletzt. Knapp eine Woche später besuchte der Vorsitzende des Sozialausschusses der Landeshauptstadt, Stadtrat Thorsten Giefers zusammen mit den Ausländerbauftragten Abdoul Coulibaly das Opfer.

Erschreckende Tatsache: Kein offizieller Vertreter des Oberbürgermeisters sprach dem Opfer bisher sein Mitgefühl und seine Solidarität aus.

"Es ist schon enttäuschend", so Thorsten Giefers, "ein ausländischer Student wird von einem Bürger Magdeburgs scheinbar auf Grund seiner Hautfarbe angegriffen und verletzt - und die offizielle Stadt nimmt in keiner Weise Notiz davon. Wo waren die Offiziellen, die gern das weltoffene Magdeburg präsentieren und sich sonst so für den internationalen Hochschulstandort einsetzen?" fragt sich der Vorsitzende des Sozialausschusses Giefers. Giefers hatte vom Überfall in der Volksstimme gelesen.

Mit Hilfe des Vorsitzenden des Ausländerbeirates, Djibril Agbandjala und dem Ausländerbeauftragten des Stadtrates, Abdoul Coulibaly, suchte er Kontakt zu dem Opfer. Das Opfer Abdoul T. lebt seit eineinhalb Jahren in Magdeburg. Er ist Student der Elektrotechnik und stammt gebürtig aus Togo.

Auf Nachfragen der Besucher erklärt Abdoul T., er sei auch zuvor schon "alltäglichem Rassismus" ausgesetzt gewesen, doch zu Übergriffen dieser Art kam es nie. In seiner Wohnumgebung komme er gut klar. So kam der Übergriff des Täters mit wahrscheinlich rechter Gesinnung für Abdoul T. völlig unerwartet. Während des Überfalls erlitt er Veretzungen durch die Schläge des Täters und Bißwunden durch einen Hund den der Täter auf Abdoul T. hetzte.

"Es ist schon ein Skandal, dass der Täter von Polizei und Justiz nicht gleich festgesetzt wurde, sondern abtauchen konnte", ist Giefers empört. Hinzu kommt nun aber auch, dass Opfer rassistisch-motivierter Überfälle von Seiten des Oberbürgermeisters allein gelassen werden. Das macht mich richtig traurig".

"Man merkt Herrn Abdoul T. an, dass der Überfall nicht nur äußerliche Wunden hinterließ, sondern auch seelische", so der Ausschussvorsitzende. "Die Gründe für die mangelnde Solidarität der Stadt bleibt im Dunkeln. Soll hier etwas verdrängt werden?" fragt

sich Giefers und meint: "Solche Überfälle wie dieser und die verdrängende Reaktion von Politik und Verwaltung dazu beschädigt immer aufs Neue das Image der Stadt und gefährdet den internationalen Hochschulstandort. So werden wir das Image, welches der Stadt seit den Himmelfahrtskrawallen von 1994 anhängt, ganz sicher nicht los. Es wäre schade, wenn aus der Geschichte nicht gelernt wird, vor allem für die Opfer".

Abdoul T. wird derzeit von der unabhängigen Hilfsorganisation Miteinander betreut.

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