Stadtratsfraktion

GRÜNE/future! MD

Sommerinterview mit Stephan Bublitz

Ich habe mir damals nach der Ausbildung zum Hotelfachmann gesagt, wenn ich schon hier in Magdeburg lebe, dann möchte ich auch mitgestalten, die Stadt voranbringen und mich einbringen. Das kann man in Vereinen tun, aber durch Freunde bin ich dann zur Politik gekommen. Wurde dann Mitglied im Jugendhilfeausschuss der Stadt,...

22.07.22 –

Was hat dich politisiert bzw. welches Ereignis hat dazu geführt, dass du dich entschieden hast für den Stadtrat zu kandidieren?
Ich habe mir damals nach der Ausbildung zum Hotelfachmann gesagt, wenn ich schon hier in Magdeburg lebe, dann möchte ich auch mitgestalten, die Stadt voranbringen und mich einbringen. Das kann man in Vereinen tun, aber durch Freunde bin ich dann zur Politik gekommen. Wurde dann Mitglied im Jugendhilfeausschuss der Stadt, dadurch kamen weitere Kontakte dazu und 2019 hat es dann endlich mit dem Einzug in den Stadtrat funktioniert. Ein spezielles Ereignis hat nicht dazu geführt, ich wollte eben weiterhin aktiv sein und letztlich hat man im Stadtrat die besten Möglichkeiten unsere Stadt voranzubringen.

Was sind deine politisches Herzensthema und warum sollten sich andere für dieses Thema interessieren?
Soziale Gerechtigkeit! Demokratie und Mitbestimmung bei Entscheidungen sind mir wichtig.

Wie würdest du deine Politik in drei Worten beschreiben?
aufgeschlossen, ehrlich und transparent

Was war dein größter Erfolg in den vergangen 3 Jahren im Stadtrat?
Die Benennung einer Straße nach dem leider verstorbenen Magdeburger Schauspieler Frank Giering, leider stockt derzeit noch die Umsetzung. Sonst gehören zu Erfolgen immer mehrere: daher natürlich der Beschluss zur Erarbeitung eines qualifizierten Mietspiegels, die Förderung der freien Kulturszene. Am Ende sind es viele kleine Dinge, die dass Leben in Magdeburg lebenswerter machen.

Bis zur nächsten Wahl sind es noch knapp 2 Jahre. Was willst du bis zum Ende dieser Wahlperiode noch unbedingt erreicht haben?
Unsere Stadt lebenswerter machen, durch bessere Bedingungen für den Fahrrad- und ÖPNV-Verkehr. Aber auch dafür zu sorgen, dass die vielfältige Kulturlandschaft erhalten und ausgebaut wird. Das alles geht nur, wenn auch Steuereinnahme vorhanden sind, daher setze ich mich auch als Mitglied im Ausschuss für Wirtschaftsförderung dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für Start-Ups und Unternehmen verbessert werden. Also noch einiges zu tun. Am Ende braucht man für seine Ideen auch Mehrheiten, die bekommt man leider nicht immer. Aber so ist eben Demokratie.

Bitte vervollständige den Satz: Magdeburg 2050 ist…
… eine noch buntere, offenere und lebenswertere Stadt mit internationalem Flair, mit mehr Einwohnern und weiterhin vielen kulturellen Angeboten für Jung und Alt.

Wie sieht eine normale Woche bei dir so aus?
Neben meiner beruflichen Tätigkeit bereite ich mich für meine Ausschusssitzungen vor, recherchiere für Anträge, aber ich bin auch bei Veranstaltungen und Terminen vor Ort, um auch präsent und ansprechbar zu sein. Weiterhin bin ich u.a. Vorsitzender der Gemeinwesenarbeitsgruppe Stadtfeld-Ost, bereite Sitzungen vor, aber natürlich verbringe ich auch mal ein paar Stunden an der Elbe oder bei einem Freund im Garten, um zu entspannen und auf neue Ideen zu kommen.

Die Covid-19 Pandemie hatte tiefgreifende gesellschaftliche Folgen. Wie hat sich das auf die jungen Menschen in Magdeburg ausgewirkt und welche Herausforderungen entstehen daraus für die Jugendpolitik der nächsten Jahre?
Die Schulschließungen und die Kontaktbeschränkungen haben massiv die Alltagsstruktur verändert. Bei vielen hat sich dadurch die psychische Gesundheit verschlechtert, aber auch ihre persönlichen Beziehungen und im Schulleben gab und gibt es Herausforderungen. Dadurch wurden bei Kindern und Jugendlichen vermehrt Zukunftsängste, Leistungsdruck und Vereinsamung beobachtet. Auch Auswirkungen auf die Gesundheit gibt es: sei es Bewegungsmangel, Übergewicht und vermehrte Mediennutzung. Mit Blick auf die Folgen der Pandemie ist es u.a. wichtig, psychosoziale und psychotherapeutische Hilfen für Kinder und Jugendliche auszubauen und gezielt anzubieten.

Dir liegt die Beteiligung von jungen Menschen an Entscheidungen in der Stadt am Herzen. Wie hat sich die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren verbessert und was muss noch getan werden?
Man redet oft von Beteiligung, gerade bei Kindern und Jugendlichen. Aber man muss sie auch aktiv leben, sie vor Entscheidungen einbeziehen, ihre Sichtweise zu Themen anhören. Magdeburg war 2011 sogar ein „Jahr der Jugend“. Aber dabei darf es nicht bleiben. Jugendliche wollen sich einbringen und engagieren, wenn auch manchmal nur für einzelne Projekte, aber man muss ihnen auch die Chance dazu geben und Mut machen, man braucht oft einen langen Atmen. Seit 2020 haben wir ein Beteiligungskonzept, welches seit 2021 mit Maßnahmen umgesetzt wird. Man muss in Jugendclub oder zu Jugendtreffpunkten gehen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, die Meinungen zu Themen einzuholen.

Welche deiner Ansichten hat sich seit deiner Wahl verändert und warum?
Ich war schon vor dem Einzug in den Stadtrat viele Jahre politisch aktiv, u.a. im Jugendhilfeausschuss der Stadt und kenne dadurch viele Abläufe. Trotzdem zeigt sich im Alltag immer mal wieder, dass Themen und Anträge und deren Erfolg oder Misserfolg öfter auch an handelnden Personen festgemacht werden und nicht am Thema selbst. Das ist schade.

Olvenstedter oder Schellheimer Platz?
Derzeit noch der Schellheimer Platz, der Olvenstedter Platz ist derzeit ja leider nicht so umgestaltet ist, freue ich mich auch da die Zeit zu bringen.

Puppentheater oder Flohmarkt?
Ein Flohmarkt lädt immer zum Entdecken ein, aber ich entdecke dann doch lieber die verschiedenen Stücke im Puppentheater.

Zeitung oder Fernsehen?
Fernsehen schaue ich morgens nie, da lese ich – auch aus politischer Sicht für mich wichtig – die Volksstimme, besonders den Lokalteil. Abend stöbere ich in den Mediatheken der jeweiligen Fernsehsender, dort finde ich u.a. Dokus und Reportagen, die oft leider spät erst abends laufen.

Du bist selbst auch im Offenen Kanal (OK) aktiv, was war deine Motivation dafür? Welche Bedeutung hat der Kanal für junge Menschen?
Schon damals war ich fasziniert vom Fernsehen, dann haben Freunde eine Sendung im Offenen Kanal produziert und sich ausprobiert, ich habe mitgemacht, es war eine verrückte Zeit, weil man auch Dinge ausprobieren konnte, die im „normalen“ Fernsehen nicht laufen würden und man gleichzeitig dabei lernt, wie Fernsehen funktioniert und was alles dazugehört, da gab es auch noch keine Smartphones. Heutzutage kann im Grunde jeder etwas mit dem Handy filmen und auch auf YouTube hochladen, aber im OK wird Dir gezeigt, was man eben alles für professionellere Aufnahmen beachten muss und es läuft eben auch im Fernsehen.

Der OK ist sehr vielfältig. Welches der Projekte hat dich in den letzten Jahren am meisten beeindruckt und warum?
Ich finde es großartig, dass im Offenen Kanal viele Projekte durchgeführt werden, bei dem der Austausch zwischen den unterschiedlichen Kulturen im Vordergrund steht, dabei lerne auch ich immer etwas dazu. Aber auch das Projekt „Magdeburg Moritzplatz – die Serie mit Jugendlichen aus der Neustadt“ zeigt, dass der Moritzplatz mehr ist als nur Lärm, Konflikt und Veränderung. Es zeigt die Personen dahinter. Denn die Stories basieren auf Erfahrungen, Biografien und dem Leben im Norden Magdeburgs. Und natürlich sei auch gesagt, dass einige TV-Moderatoren wie Maurice Gajda einst ihre ersten Erfahrungen im OK gemacht haben.

Gibt es denn auch eine kommunalpolitische Niederlage, über die du dich heute noch ärgerst?
Eine richtige Niederlage, über die ich mich noch heute ärgere habe ich nicht. Ich bin oft enttäuscht, dass im Stadtrat für große Projekte und Bauvorhaben oft viel Geld bereitstellt wird, wir aber über kleine Summen für einzelne Projekte öfter mal lange diskutieren und sowas keine Mehrheit findet. Obwohl doch: dass unser Haushaltsantrag zur Parkgebührenordnung schon zweimal keine Mehrheit fand.

Was machst du, wenn du gerade mal nicht Politik machst?
Meine Leidenschaft gehört eigentlich der Musik, früher habe ich selbst Musik gemacht, derzeit habe ich dafür einfach keine Zeit, da ich mich dann doch lieber mit Freunden treffe, auf Konzerte gehe oder einfach mal entspanne.

Hast du einen Geheimtipp oder Lieblingsort in Stadtfeld-Ost?
Ich bin gerne unterwegs entlang der Schrote, auch wenn dort gerade kein Wasser fließt und im Glacis-Park, aber man trifft mich auch in meinem Lieblingscafé in der Immermannstraße, dem Blumencafé.

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