Statement von Stadtrat Tom Assmann zum Empfang im Rathaus anlässlich des Christopher Street Day am 12.08.2016

Grüne sind schon seit Jahren Unterstützer*innen des CSD und der LSBTI-Community und nennen uns ja auch selber die Homo-Lobby. Dies tut auch not in einer Stadt, einem Land, wo die AfD bei den Landtagswahlen zweit-stärkste Kraft geworden ist. Eine Partei, die offen homophob ist und die mit Corinna Herold und Beatrix von Storch zwei Politikerinnen hat, welche aggressiv für eine reaktionäre Partnerschaftspolitik kämpfen und für die Homosexualität der Untergang des Abendlandes ist. Eine Partei, deren Abgeordnete im Landtag von Sachsen-Anhalt Homosexuelle gern wieder im Gefängnis sehen. Das Resultat bzw. den Nährboden dieser Politik sieht man in der Studie...

16.08.16 –

Sehr geehrte Damen und Herren,

Grüne sind schon seit Jahren Unterstützer*innen des CSD und der LSBTI-Community und nennen uns ja auch selber die Homo-Lobby.

Dies tut auch not in einer Stadt, einem Land, wo die AfD bei den Landtagswahlen zweit-stärkste Kraft geworden ist. Eine Partei, die offen homophob ist und die mit Corinna Herold und Beatrix von Storch zwei Politikerinnen hat, welche aggressiv für eine reaktionäre Partnerschaftspolitik kämpfen und für die Homosexualität der Untergang des Abendlandes ist. Eine Partei, deren Abgeordnete im Landtag von Sachsen-Anhalt Homosexuelle gern wieder im Gefängnis sehen. 

Anne-Marie Keding (Ministerin Justiz und Gleichstellung), Annett Kannenberg-Bode (Schirmfrau), Olaf Meister (Stadtrat, MdL) und Dorothea Frederking (MdL)Das Resultat bzw. den Nährboden dieser Politik sieht man in der Studie „Die enthemmte Mitte“, nach der 40% der Menschen schwule Küsse ekelhaft finden - 20% mehr als 2 Jahre zuvor. Das ist nicht nur besorgniserregend, es ist erschreckend. 

Deswegen ist es gut, richtig und wirklich wunderbar, dass dieses Jahr die CSD-Wochen 15 Tage, also 2 volle Wochen, lang sind. 2 Wochen, in denen die Stadt durch das tolle Engagement der Organisator*innen bunter, offener und vielfältiger ist. 

Mit ‚Out in Office‘ nimmt sich der CSD dieses Jahr die Sphäre des Berufslebens vor. Ein Bereich, in dem viele LSBTI-Menschen Diskriminierungen und Anfeindungen offen ausgesetzt sind, weil sie sich eben nicht in die leider häufig benötigten privaten Schutzräume aus Freunden und Familie zurückziehen können. Ein Bereich, in dem eben noch zu oft die eigene Sexualität und damit das eigene Leben nicht frei zur Sprache kommen können. 

Annett Kannenberg-Bode (Schirmfrau), Olaf Meister (Stadtrat, MdL), Dorothea Frederking (MdL) und Christian Franke (Vors. des grünen Landesverbandes)Damit dies sich ändert, braucht es kein eigennütziges "Diversity Management" von großen Konzernen, sondern es braucht eine gesellschaftliche Kultur für einen offenen, vielfältigen und respektvollen Umgang miteinander. Dafür braucht es eine Politik, die sich aktiv und immer wieder für Vielfalt und Minderheiten und gegen Diskriminierungen stark macht.

Deswegen braucht es in den Kindergärten, den Schulen und der Schulsozialarbeit eine Sensibilisierung und den geschulten Umgang mit den Themen der sexuellen Identität.

Auf Landesebene braucht es die Erweiterung des Diskriminierungsverbotes in der Landesverfassung um die sexuelle Identität, die konsequente Umsetzung des Landesaktionsplans für Akzeptanz von Lesben und Schwule, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) und gegen Homo- und Transphobie in Sachsen-Anhalt sowie den Eintritt Sachsen-Anhalts im Bundesrat für die Ehe für Alle.Statesments der Politik in der Ratsdiele im Rathaus

Es braucht aber noch mehr: nämlich das entsprechende gesellschaftliche Klima. Hier geht es nicht nur darum, die nächsten 2 Wochen artig zum CSD zu gehen, um sich seiner eigenen Toleranz und Unterstützung von LSBTI-Menschen zu vergewissern. Nein, das heißt, jede Woche und jeden Tag für einen respektvollen und offenen Umgang einzutreten und zu streiten, LSBTI-feindlichen Aussagen entgegenzustehen und Magdeburg endlich aktiv zur vielfältigen, bunten Stadt zu entwickeln.

Genau daran scheitert es aber in der Konsequenz bei bisher vielen der etablierten Akteure auf Stadtebene. Es kann eben nicht sein, dass ein Oberbürgermeister 15 Jahre braucht, bis er hier auf dem Empfang zur Eröffnung der CSD-Wochen spricht.
 

Tom Assmann
Stadtrat der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Kategorie

Reden | Soziales